Dienstag, 30. Juni 2015

Rezension: Lorenza Gentile - Teo


„Noch das ganze Leben“ – Eine Rezension zum Buch „Teo“ von Lorenza Gentile 


Lorenza Gentile (2015 [2014]). Teo. München (GER), Deutscher Taschenbuch Verlag
Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki

Das Buch wurde freundlicherweise vom Deutschen Taschenbuch Verlag zur Verfügung gestellt – www.dtv.de 

Die Buchseite des Verlages:
www.dtv.de/buecher/teo_28051.html

Rezensent: Mag. Harald G. Kratochvila (Wien)

Stichworte: Roman, Sterben, Suizid, Kinder, Eheprobleme, Krise, Lebenskompetenz, Rezension 

Über das Leben und seine Facetten 

http://www.dtv.de/_cover/165/teo-9783423280518.jpgKrisen sind besondere Ereignisse in unserem Leben – darin kommt es zumeist zu einer Neubewertung unserer Verhaltensroutinen oder zu einer Neuorientierung an Zielen oder Entwicklungsschritten. Dabei sollte aber etwas Wichtiges nicht übersehen werden: „Es ist uns schwer, von dem Vergleich loszukommen: Der Mensch tritt ein – das Ereignis tritt ein. Als wäre das Ereignis schon vorgebildet vor der Tür der Wirklichkeit und würde nun in diese (wie in ein Zimmer) eintreten.“ (Wittgenstein 1989, 137)

Krisen sind demnach keine vorgebildeten Ereignisse, mit denen wir konfrontiert werden – sie sind vielmehr Konsequenzen aus unserem routinierten Fühlen, Denken und Handeln. Das Leben, wie wir es leben, ist ein fortlaufender Bewertungsprozess, mit dessen Hilfe wir den Lebensereignissen Bedeutung verleihen. Für manche zeigt sich in diesen Bewertungsprozessen eine zweifache Motivquelle: „Für die Handlungen des Menschen gibt es im Grunde nur zwei Motivationen: Liebe und Angst. Die Wahl liegt bei ihnen.“ (Lietaer 2000, 314) Diese zwei Motivquellen stehen damit auf dem ein und demselben Grund: der Entscheidungsfreiheit des Individuums.

Wir schaffen unser individuelles Leben durch die Erfahrungen und Perspektiven, denen wir uns aussetzen und die wir einnehmen - „ … ein Individuum, ein Mensch mit einer eigenen Geschichte und Weltsicht.“ (Miller 2010, 57) Diese Lebensgestaltung wird stets eine Herausforderung bedeuten und uns auch jederzeit daran erinnern, „… dass Realität nie ohne Schmerz erfahrbar ist ...“ (Bennent-Vahle 2011, 269)

Aus diesem individuellen Lebensvollzug entsteht in Rückschau das, was auch als „ein Leben zu führen“ verstanden werden kann – und damit liegt auch ein Begriff nahe, der für viele einen besonderen Wert darstellt – der Begriff der Identität. „Identität ist nichts anderes als ein Echoraum, in dem Eigenes mit Fremden korrespondiert und das Eine ins Andere hinüberspielt.“ (Dean 2015, 28)

Identität bildet sich an den Grenzen des Inneren und Äußeren heraus und vielleicht ist Identität gerade das Schnittmuster, das sich aus dem Übergehen des einen und des anderen ergibt. In einem anderen Kontext wird dieses Schnitt- oder Schliffmuster auch Facette genannt - http://zwei.dwds.de/wb/Facette (Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache). Und Facette kommt vom Begriff „face“ – Gesicht.

Identität, Individualität – dem Leben ein Gesicht geben … 

Zur Autorin

Lorenza Gentile ist eine vielseitig interessierte, junge Autorin (Jg. 1988) aus Mailand in Italien. Die letzten Jahre verbrachte sie in London und Paris, wo sie Theaterwissenschaft studierte. Sie ist Jazztänzerin, führt Regie zeichnet und vor allem: schreibt. Näheres findet sich hier: www.lorenzagentile.com 

Für ihren Debütroman erhielt sie bereits in Italien Preise – zuletzt wurde sie in Wien mit dem Kritikerpreis 2015 der Kritikerjury ausgezeichnet - www.juryderjungenleser.at 

Im Zuge ihres Wienaufenthalts habe ich sie am 24. Juni kennengelernt und mich mit ihr über ihre Ideen und Vorstellungen zu ihrem Buch unterhalten. Dieses Treffen hat Thomas Zirnbauer möglich gemacht, bei dem ich mich an dieser Stelle nochmals bedanken möchte. 

Zum Buch

Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt – ein kleiner Junge sieht sich der Situation ausgesetzt, dass sich seine Eltern nicht mehr verstehen, dass die Beziehung zwischen ihnen von Streitereien und Respektlosigkeiten geprägt ist. Seine ältere Schwester scheint sich dieser Situation vor allem durch Aufsässigkeit zu stellen – Teo, der Protagonist des Romans sucht einen anderen Weg – einen aktiven Weg aus seiner schwierigen Lage, die von sozialer Isolation, Schulschwierigkeiten, Selbstvorwürfen, eigener Abwertungen und innerer Leere geprägt ist. 

Das Buch erzählt von den Gedanken und Überlegungen, Anstrengungen und Versuchen des kleinen Teos, die Konflikte zwischen seinen Eltern zu lösen. Ein Buch, das er zu seinem Geburtstag von seinen Eltern geschenkt bekommen hat, bringt ihn auf den historischen Helden Napoleon Bonaparte und damit auf den Gedanken, dass der heroische Napoleon sicherlich dabei helfen könnte, Teos Eltern wieder friedlich zu vereinen. In den Worten von Teo: „In meiner Familie sind alle traurig, und darum ist mir klar geworden, wofür ich eine Schlacht kämpfen und gewinnen muss, nämlich für das, was ich lieber möchte als alles andere … Dass sie wieder glücklich sind.“ (Gentile 2015, 159) Teo muss also Napoleon zum Gespräch bitten – Napoleon ist tot – Teo muss sterben um seinen Retter treffen zu können …

Teo lernt aber noch etwas anderes: So lernt er beispielsweise von seiner Mutter „dass Gott unsichtbar ist, aber uns Menschen Zeichen sendet, damit wir seine Anwesenheit merken können.“ (Gentile 2015, 81) Diese Zeichen können Ereignisse oder Begebenheiten sein, die uns durchaus ungewöhnlich erscheinen. Jedenfalls müssen sie verstanden und gedeutet werden. Das Unsichtbare sichtbar zu machen – diese Aufgabe wird in dem Roman der Kunst zugeschrieben. Napoleon hat viele Facetten – „Wie diese Porträts zeigen, gibt es keinen richtigen Napoleon. Und wenn du dir all die Bildnisse vorstellst, die man von ihm hätte machen können, aber nicht gemacht hat, wird dir bewusst, dass es unendlich viele Napoleons gibt.“ (Gentile 2015, 141/142)

Welchen Napoleon findet Teo für sich? Das soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Dennoch: Die Kunst macht anschaulich, wie wir Vorstellungen als Projektionsflächen sehen können. Damit gibt sie uns Aktivität und Verantwortung zurück, die wir als Rezipienten von Kunst gerne abgeben, indem wir meinen, die Welt wäre so, wie wir sie gerade vor uns sehen.
Teo sucht eine konkrete Lösung für sein familiäres Problem und wird dabei auf seine eigene Subjektivität zurückgeworfen … und gleich dem bekannten Popsong von Mariah Carey – Hero (1993) könnte man abschließend sagen: „It’s a long road, when you face the world alone, no one reaches out a hand, for you to hold, you can find love, if you search within yourself, and the emptiness you felt, will disappear“ (das offizielle Video davon gibt es auf dem Kanal von Mariay Carey: https://www.youtube.com/watch?v=0IA3ZvCkRkQ&list=RDHvKTbe5OLkM&index=9) 

Fazit

Lorenza Gentile erzählt in ihrem Buch von Teo eine fast religiöse Geschichte – eine Geschichte von Zeichen und deren Decodierung, von der Bedeutung historischer Einsichten und vor allem eine Geschichte von der individuellen Autorenschaft des eigenen Lebens. „Das Geheimnis ist, dass man niemals glauben darf, man wäre zu klein.“ (Gentile 2015, 193) Der Autorin ist eine berührende Erzählung gelungen, die den Leser daran erinnert, nicht nur selbst auf Zeichen zu warten, sondern auch selbst Zeichen zu setzen. In beiden Fällen ist es aber notwendig, das, was man in der Welt erlebt, auch in seine eigene Sprache zu übersetzen: „Lerne auch du, die Sprache der Zeichen zu lesen.“ (Gentile 2015, 193)
Und dann? „Noch das ganze Leben“

„Ich muss mir nur vorstellen, dass mein Leben ein Buch ist und jeder Tag eine Seite, und wenn ich von heute umblättere, steht da geschrieben: Noch das ganze Leben“ (Gentile 2015, 195)

Harald G. Kratochvila, Wien

Verwendete Literatur:

Bennent-Vahle, H. (2011). Glück kommt von Denken - Die Kunst, das eigene Leben in die Hand zu nehmen. Freiburg/Breisgau (GER), Verlag Herder

Dean, M. R. (2015). Verbeugung vor Spiegeln - Über das Eigene und das Fremde. Salzburg (AUT) & Wien (AUT), Jung und Jung

Lietaer, B. A. (2000 [1999]). Mysterium Geld - Emotionale Bedeutung und Wirkungsweise eines Tabus. München (GER), Riemann Verlag

Miller, D. (2010 [2008]). Der Trost der Dinge - Fünfzehn Porträts aus dem London von heute. Berlin (GER), Suhrkamp Verlag

Wittgenstein, L. (1989 [1969]). Philosophische Grammatik. Frankfurt/Main (GER), Suhrkamp Verlag

Mittwoch, 17. Juni 2015

Integrative Psychotherapie in der Praxis - Eine Rezension zum aktuellen Buch von Rainer Matthias Holm-Hadulla


Holm-Hadulla, R. M. (2015). Integrative Psychotherapie - Zwölf exemplarische Geschichten aus der Praxis. Stuttgart (GER), Klett-Cotta
 
Das Buch wurde freundlicherweise vom Klett-Cotta Verlag zur Verfügung gestellt – www.klett-cotta.de

Rezensent: Mag. Harald G. Kratochvila (Wien)

Stichworte: Psychotherapie, , Psychotherapieforschung, Leid, Lebensform, Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, Fallgeschichten, Lebenskompetenz 

Integrative Psychotherapie – Aus der Praxis, für die Praxis

Rainer Matthias Holm-Hadulla bringt in seinem aktuellen Buch einen Gedanken zur Sprache, der sich sicherlich vielen Menschen aufdrängt, die sich mit sich und anderen Menschen beschäftigen: „Unterstützende Beziehungen begleiten das gesamte Leben.“ (Holm-Hadulla 2015, 122) Diese Beziehungen manifestieren sich in Gesprächen und stehen für den Austausch von Werten und Wertschätzungen.
In diesen Gesprächen kommen immer wieder Geschichten zur Sprache, in die wir unser eigenes Leben kleiden, oder in die unser Leben von anderen verdichtet wird. Für manche Psychotherapeuten, ist dieses In-Geschichten-Verdichten von Leben und Lebensereignissen ein menschliches Grundbedürfnis: „I believe all of us try to make sense of our lives by telling our stories.“ (Grosz 2014, 9)

Psychotherapie stellt für immer mehr Menschen einen gangbaren Weg zu einem integren Leben, zu einem bewusst gestalteten Leben dar. Psychotherapie als ganz besondere Wachstumsmöglichkeit – als ein Raum, in dem es möglich wird, unter Anleitung neue Perspektiven zu erarbeiten und mit Fehlurteilen und Fehlverhalten besser umgehen zu lernen. – Rainer Matthias Holm-Hadulla spricht in diesem Zusammenhang auch von „Resonanzräumen“. Psychotherapie findet demnach in diesen dialogischen Resonanzräumen statt - Egon Fabian führt konsequenterweise diese beiden Aspekte in seiner Definition der Ziele von Psychotherapie an: Leidensminderung und persönliches Wachstum - “Wenn das Ziel einer erfolgreichen Psychotherapie nicht nur in der Linderung von Leid und Konflikten besteht, sondern auch das innere Wachstum des Patienten fördern soll, dann muss der Patient allmählich lernen, sich über seine eigenen Probleme zu erheben bzw. diese aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.“ (Fabian 2015, 118)

Fallgeschichten aus der Psychotherapie sind Modelle dafür, wie es anderen Menschen gelingt, ihre Probleme zu bewältigen, beziehungsweise, wie es Menschen gelingt, andere dabei anzuleiten, Leidensminderung und persönliches Wachstum zu erreichen. Psychotherapeutische Erfolgsgeschichten – Fallbesprechungen, systematisch aufgearbeitet – bieten daher eine wertvolle Quelle an den Veränderungsprozessen anderer Menschen teilzuhaben. Dabei gilt aber: „Heute ist weniger interessant, was ein Patient in einem Vorher-Nachher-Vergleich an Veränderungen zu erkennen gibt als vielmehr der Prozess der psychotherapeutischen Veränderung selbst. Wie viel trägt die gewählte psychotherapeutische Methode zur Veränderung bei, inwieweit ist diese der Persönlichkeit des Psychotherapeuten zuzuschreiben.“ (Körner 2015, 14)

Diesen Prozess sichtbar zu machen ist eine Kunst für sich – je nach intellektueller Ausrichtung lässt sich das über den Weg der Psychotherapieforschung, der psychotherapeutischen Fallsammlung, oder der literarischen Verfremdung individueller Fälle erreichen. Allen diesen Versuchen gemeinsam ist das – nicht immer ausdrücklich formulierte – Bemühen, der Wirkungsweise von Psychotherapie auf die Spur zu kommen – in der Fachliteratur finden sich dementsprechend Auflistungen möglicher Faktoren: „In der Prozess- und Outcome-Forschung werden vier bedeutsame Wirkfaktoren unterschieden, die den Therapieerfolg erklären: a) extratherapeutische Faktoren, wie die soziale Unterstützung durch das Umfeld … b) allgemeine Wirkfaktoren, beispielsweise die therapeutische Beziehung und die Empathie des Therapeuten … c) Erwartungen an den Therapeuten bzw. die Persönlichkeit des Therapeuten … und d) methodenspezifische Techniken bzw. Wirkfaktoren.“ (Hau et al. im Erscheinen) 

Es gibt aber auch das Interesse, Psychotherapie als Kulturtechnik selbst, in den Blick zu bekommen – die Soziologin Eva Illouz hat sich der Psychotherapie sehr kritisch genähert und dabei zahlreiche empirischer Befunde durch eine kritisch-soziologische Perspektive analysiert. Auch wenn sie mit einem skeptischen Befund ihre Untersuchung beschlossen hat – die Auseinandersetzung lohnt sich, um das Profil der Psychotherapie schärfen zu können. 

Dennoch: Aus der großen Bedeutung menschlicher Beziehungen und Gespräche folgt aber nicht notwendigerweise der passende Verfahrensmodus für Psychotherapie – „Die psychotherapeutische Beziehung stellt einen Spezialfall dar, indem die positiven Aspekte persönlicher Beziehungen systematisch genutzt werden: Vertrauen, Offenheit, Einfühlung, Verständnis und Wertschätzung.“ (Holm-Hedulla 2015, 122) Das Buch ist eine Darlegung einer besonderen Form von Psychotherapie. 

Zum Autor

Rainer Matthias Holm-Hadulla kann auf ein breites Interessens- und Ausbildungsspektrum zurückgreifen. Er ist Professor für Psychotherapeutische Medizin, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Leitender Arzt der Psycho-Sozialen Beratungsstelle für Studierende an der Universität Heidelberg, Gastprofessor an der Universidad Diego Portales in Santiago de Chile, Fellow am internationalen Kolleg "Morphomata" am Center for Advanced Studies der Universität zu Köln, Fellow am "Marsilius-Kolleg" am Center for Advanced Studies der Universität Heidelberg, Gastprofessor an der Pop-Akademie Baden-Württemberg in Mannheim. Details finden sich hier: www.holm-hadulla.de 

Aufbau des Buches und das das ABCDE-Modell der integrativen Psychotherapie

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert – im ersten Teil werden 12 Behandlungsgeschichten erzählt, die jeweils in den Rahmen einer konkreten Problemstellung gestellt werden – so ist die erste Geschichte mit dem Titel „Belastungsreaktion“, die elfte mit dem Titel „Psychotische Episoden“ überschrieben. In den Geschichten finden sich viele relevante Themen besprochen, die einerseits das Feld der Psychotherapie so spannend gestalten und andererseits die vielen Menschen großes Leid verschaffen – Depressionen, Ängste, Anpassungsstörungen, Psychosomatische Beschwerden. 

Die Geschichten werden vom Autor um sein ABCDE-Modell der integrativen Psychotherapie gegliedert, das den Kern der psychotherapeutischen Intervention ausmacht. Dieses Modell wird im zweiten Teil des Buches beschrieben. Die Geschichten stehen inhaltlich alle für sich und können auch einzeln gelesen werden – das ABCDE-Modell sollte dennoch an erster Stelle gelesen werden, um die therapeutischen Interventionen und den Verlauf der Geschichten nutzbringender lesen zu können.

Zu den grundlegenden Einsichten für sein ABCDE-Modell verweist Rainer Matthias Holm-Hadulla auf zwei wichtige Ideengeber – auf Arnold A. Lazarus mit seinen Überlegungen zum „technischen Eklektizismus“ und auf Jerome Frank, der Psychotherapie als komplexe Gesprächs- und Verstehkunst aufgefasst und dementsprechend in seinen Büchern ausgearbeitet hat. 

Das Modell selbst umfasst die Gestaltung der therapeutischen Beziehung (alliance – A), die Modifikation unangemessenen Verhaltens (behavior – B), die Klärung dysfunktionaler Einstellungen (cognition –C), die Erhellung der unbewussten Konfliktdynamik (dynamics – D) und das Verstehen und die Kommunikation als existentielle und kreative Aufgabe (existentials – E). (Holm-Hadulla 2015, 120-121) 

Fazit

Was zu kurz gekommen ist lässt sich anhand dreier Beispiele festmachen:

a) eine systematische Auseinandersetzung mit dem Eklektizismus
Nach dem Verständnis des Autors steht der Begriff des Eklektizismus vor allem für die positive „Integration von Elementen, die sich in den verschiedenen Schulen als hilfreich erwiesen haben.“ (Holm-Hadulla 2015, 118). Weit geteilt ist die Ansicht, dass es im Eklektizismus vor allem um die Zusammenfügung von verschiedenen Versatzstücken aus unterschiedlichen Theorien und Systemen geht. (beispielhaft https://de.wikipedia.org/wiki/Eklektizismus) Selbst wenn man der Pragmatik dieser Integration Plausibilität zugesteht bleiben dennoch viele Fragen offen. So befreit die eklektische Zusammenführung verschiedener Teile ja nicht von einem allgemeinen Verständnis des Ganzen, zu dem man diese Teile zusammenfügt; sprich: die Integration alleine ergibt noch keine Beschreibung des Fundaments, auf das man sein Denken und Handeln gründet. Desweiteren ist nicht klar, inwieweit sich diese Integration widerspruchsfrei, d.h. konsistent durchführen lässt – mit jedem Versatzstück holt man sich ja auch bestimmte Grundannahmen und Implikationen in das neue Ganze. Drittens ist nicht ganz klar, wie die theoretische und praktische Weiterentwicklung des neuen Ganzen vonstatten gehen soll – Theorien werden an ihrer Kraft gemessen, Voraussagen und Erklärungen für bestimmte Phänomene zu liefern – die Falsifikationen an der Erfahrung erfordern Reformulierungen der theoretischen Annahmen.

b) die Chancen der modernen Psychotherapieforschung
Dokumentation und transparente Nachvollziehbarkeit der Diagnose und der Therapieplanung, sowie des Therapiefortschritts sind integrale Bestandteile einer transparenten Psychotherapieforschung. Dieser Transparenz kommt der Autor in seinen Fallgeschichten nur bedingt nach. Das strukturierte Vorgehen ist aber sehr wohl dazu geeignet, auch dem wissenschaftlichen Interesse zu dienen – schade, dass dieser Aspekt zu kurz gekommen ist.

c) Lernen am Misserfolg
Leider kommt auch in diesem Buch der Misserfolg viel zu kurz – es werden ausschließlich Erfolgsgeschichten erzählt. Dabei sind es nachgewiesenermaßen die fehlerbehafteten Bemühungen, aus denen der größte Lernerfolg gezogen werden kann. Fallbesprechungen, die nur erfolgreich absolvierte Interventionen nachzeichnen, erlauben kein Lernen aus Fehlern oder aus der fehlenden Passung zwischen Therapeuten/Therapierichtung und Patient/Problemstellung. Die Hinweise des Autors, dass manche Patienten eine längerfristige Therapie zur Erarbeitung ihres Therapieziels benötigen würden, lässt Fehler und Fehlpassungen nur bedingt transparent werden.

d) Alternative Darstellungsformen von Psychotherapie
Das Buch verfolgt das Ziel, das ABCDE-Modell in der psychotherapeutischen Praxis vorzustellen. Dieses Ziel erreicht der Autor vollends. Was dabei aber etwas zu kurz kommt ist, welche anderen Möglichkeiten es gibt, psychotherapeutisches Wissen zu vermitteln, oder noch spitzer formuliert: Was fehlt ist die Begründung dafür, weshalb psychotherapeutische Fallgeschichten Möglichkeiten des Wissenserwerbs darstellen und wie sich diese Form zu anderen Formen der Darstellung psychotherapeutischer Interventionen verhält. (vgl. Grosz 2014, Jupiter 2012, Rolón 2014)

e) Zur Theorie des Therapieziels
Gerade in der Psychotherapie bietet die Selbstbestimmtheit in der Zielformulierung einen konkreten Anlass, sich über die inhaltliche Ausrichtung des zugrunde gelegten Psychotherapiemodells klarer zu werden. Die Integration verschiedener, sich über die unterschiedlichen Schulen hinweg bewährenden, Techniken alleine, löst nicht die Frage nach der adäquaten Formulierung des Therapieziels. Standardisierte zielorientierte Veränderungsmessungen sind aber nachgewiesenermaßen ein notwendiger und wichtiger Schritt zur Professionalisierung und Akademisierung von Psychotherapie durch Psychotherapieforschung (vgl. Watzke et al. 2014)

Alles in allem ein gelungenes Buch, von dem ich mir einen ausführlicheren zweiten Teil gewünscht hätte. Die Fallgeschichten selbst bleiben hingegen erzählerisch blass – die Veränderungen auf Patientenseite blieben großteils intransparent, die Schilderung des Therapieverlaufs aus Sicht des Therapeuten kann diesen Mangel nicht kompensieren. So stellt sich beim Lesen nicht das Gefühl ein, man wäre dabei, man wäre Teil des psychotherapeutischen Gesprächs. Es kommt eher einer Erzählung aus dem beruflichen Alltag gleich – so war es bei mir …

Harald G. Kratochvila, Wien

Verwendete Literatur:

Fabian, E. (2015). Humor und seine Bedeutung für die Psychotherapie. Gießen (GER), Psychosozial Verlag

Grosz, S. (2014 [2013]). The Examinded Life - How We Lose and Find Ourselves. London (UK), Vintage Books

Hau, C. et al. (im Erscheinen). Vergleich therapeutenspezifischer Wirkfaktoren im psychoanalytischen, psychoanalytisch orientierten und kognitiv-verhaltenstherapeutischen Therapieprozess der Depression. Psychotherapie Forum (DOI 10.1007/s00729-015-0030-y)

Illouz, E. (2011 [2008]). Die Errettung der modernen Seele - Therapien, Gefühle und die Kultur der Selbsthilfe. Frankfurt/Main (GER), Suhrkamp Verlag

Jupiter, E. (2012). Die Angst vor Jakob - Psychotherapeutische Geschichten. Wien (AUT), Picus Verlag

Kottler, J. (2015). Stories, We've Heard, Stories, We've Told - Life Changing Narratives in Therapy and Everyday Life. New York, NY (USA), Oxford University Press

Körner, J. (2015) Psychotherapeutische Kompetenzen. Ein Praxismodell zu Kompetenzprofilen in der Aus- und Weiterbildung. Wiesbaden (GER), Springer Fachmedien Wiesbaden

Rolón, G. (2014 [2007]). Auf der Couch - Wahre Geschichten aus der Psychotherapie. München (GER), Btb Verlag

Watzke, B. et al. (2014) Zielorientierte Veränderungsmessungen als Möglichkeit einer individualisierten Ergebnisevaluation in der Psychotherapie. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie 62(2): 113-121

Montag, 15. Juni 2015

Über das Glück und darüber hinaus - Eine Rezension zum aktuellen Buch von Frédéric Lenoir "Über das Glück"



Lenoir, F. (2015 [2013]). Über das Glück - Eine philosophische Reise. München (GER), Deutscher Taschenbuch Verlag

Das Buch wurde freundlicherweise vom verlag zur Verfügung gestellt: www.dtv.de
Zur Verlagsseites des Buches: www.dtv.de/buecher/ueber_das_glueck_26074.html

Rezensent: Mag. Harald G. Kratochvila (Wien) 

Stichworte: Glück, Zufriedenheit, Philosophie, Verlust, Lebenskompetenz, Rezension 

Auf der Suche nach dem Glück und der Weg der Philosophie



http://www.dtv.de/_cover/165/ueber_das_glueck-9783423260749.jpgWas, wenn das Leben von einem Moment auf den anderen seine bisherige Form verliert und man das Gefühl hat, die Bedeutung des bisherigen Lebensvollzuges zerrinnt zwischen den Fingern oder wird brüchig – eine solche Erfahrung wird im neuen Theaterstück von Peter Handke beschrieben: „Vor zwei Jahren ist mir von einem Moment zum anderen alles gleichgültig geworden, und damit begann die schrecklichste Zeit meines Lebens.“ (Handke 2015, 107)

Gleichgültigkeit und Glück scheinen definitiv nicht zueinander zu passen – und das Changieren zwischen diesen beiden Extremen ist mit endlosen Mühen verbunden - „Unser Weg baut sich aus Verlusten, die heimlich zu Gewinnen werden.“ (Martin Buber zitiert nach Bennent-Vahle 2011, 111) Daran schließen sich einige Fragen an: Ist das Glück etwas, das einem plötzlich zustoßen kann, ist es so etwas, wie eine Erkenntnis zu der man gelangen könnte? Oder ist es mehr, wie Schmerz, der präsent ist oder eben nicht – eine Kategorie des Bewusstseins? Eine erste Annäherung dazu lässt sich bei William Shakespeare finden. Er legt einem seiner Figuren den Satz in den Mund: “An sich ist kein Ding weder gut noch schlecht; das Denken macht es erst dazu.“ (zitiert nach Watzlawick et al. 1994, 119)
Das Glück ist also zunächst einmal eine Denkkategorie. Aber ist es eher ein Problem, oder doch die Lösung eines Problems? „In science, finding the right formulation of a problem is often the key to solving it …“ (Hawking 2013, 106) Es scheint viel von der Formulierung des Sachverhalts abzuhängen, welche Schlüsse sich daraus ziehen lassen. Beim Psychologen und Psychotherapeuten Paul Watzlawick findet sich eine wichtige Unterscheidung dazu – die Unterscheidung zwischen Schwierigkeiten und Problemen. Schwierigkeiten und Probleme umfassen zwei voneinander zu unterscheidende Möglichkeits- und damit Lösungsräume – bei Schwierigkeiten sind Lösungen systemimmanent möglich (sogenannte Wandlungen 1. Ordnung), bei Problemen sind Lösungen nur außerhalb des Systems möglich (Wandlungen 2. Ordnung) (vgl. Watzlawick et al. 1994, 58)

Ähnliche Begriffe mögen vielen vertraut sein: Problemtrance, Lösungstrance, Problemhorizont, Lösungshorizont – die systemische Psychotherapie verwendet diese Begriffe und Vorstellungen, um darauf aufmerksam zu machen, dass es oftmals der eigene Denkrahmen ist, der Probleme und Lösungen vorgibt – in der Lösungsfokussierten Kurzzeittherapie wird aber ein gewisser Unterschied zwischen Problem und Lösung gesehen: „Die Lösung hängt nicht zwangsläufig mit dem Problem direkt zusammen.“ (de Shazer/Dolan 2011, 23)
Die Reise zum Glück scheint eine philosophische zu werden … 

Zum Autor – Frédéric Lenoir

Frédéric Lenoir ist ein sehr breit interessierter Mann – der eigenen Beschreibung von ihm folgend ist er Philosoph, Soziologe, Religionshistoriker, Forschungsmitarbeiter an einer renommierten französischen Hochschule, dem EHESS - l’Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales - http://www.ehess.fr (auch diese Seite ist zum Teil auf Englisch verfügbar). Er gestaltet eine wöchentliche Radiosendung, schreibt Essays, Romane, Kurzgeschichten, Theaterstücke, Comics und vieles mehr. Auf seinem Internetauftritt: www.fredericlenoir.com finden sich eine Fülle an Informationen zu seiner Person und seinen vielfältigen Tätigkeiten – die französische Hauptseite ist sehr umfangreich, die englischsprachigen Beiträge dagegen sehr kursorisch.
Ein in Französisch geführtes Interview findet sich hier( leider finden sich keine Videos in Deutsch oder Englisch): http://www.dailymotion.com/video/x16knv9_frederic-lenoir-le-bonheur-c-est-aimer-la-vie_news 

Das Glück im Kaleidoskop (Aufbau des Buches)

Das Leben und insbesondere das Glück sind vielfältig und vielfarbig – viele Aspekte sind dabei zu berücksichtigen, will man sich ihnen nähern, und sie schlussendlich in den Griff zu bekommen. Diesen Zugang hat auch Frédéric Lenoir in seinem aktuellen Buch über das Glück gewählt, „[d]enn Glück hängt von vielerlei Faktoren ab, die gar nicht so leicht auseinanderzuklamüsern sind.“ (Lenoir 2015, 8) In 21 Kapiteln, die manchmal nur wenige Seiten umfassen, lenkt der Autor unseren Blick auf die unterschiedlichen Facetten des Glücks. Jedes Kapitel wird mit einem Zitat begonnen, das auf den Kapitelinhalt einstimmen soll. Bereits in der Überschrift des ersten Kapitels findet sich die Essenz des Buches formuliert – „Das Leben lieben, das man führt“. Als literarische Unterstützung findet sich ein Zitat von Jean Giono: „Es gibt kein Menschenleben, wie bescheiden oder elend es auch sein möge, das nicht tagtäglich die Möglichkeit zum Glück hätte: Um letzteres zu erreichen, brauchen wir nur eines: uns selbst.“ (Lenoir 2015, 18) Manche wird das auch an den wunderbaren Film von Roberto Benigni - La vita è bella (1997), erinnern – zu Recht und auch eine gute Gelegenheit sich den Film nochmals anzusehen.

Aber zurück zum Buch: Was genau wir dazu beitragen können, die tagtäglichen Möglichkeiten des Glücks für uns zu nutzen, ist Gegenstand der folgenden Kapitel. Dabei spielt die These, dass uns unser Innenleben glücklich oder unglücklich mache eine bedeutende Rolle. (vgl. Lenoir 2015, 59) An dieser Stelle prägt der Autor auch erstmals den Begriff von der Arbeit am eigenen Innenleben. Diese Arbeit verläuft dabei – folgt man den Ausführungen des Autors – entlang drei großer Weisheitspfade – Erstens: die Umwandlung des Verlangens. Zweitens: das gelöste Einhergehen mit dem Leben. Und drittens: die freudvolle Befreiung des Ich. (vgl. Lenoir 2015, 122). 

Das Beschreiten dieser Pfade wird als eine individuelle Angelegenheit beschrieben – „Jeder muss sich selbst erforschen, um herauszufinden, was ihn glücklich oder unglücklich macht, was ihm guttut oder nicht, was seine Freude steigert und seine Unlust vermindert.“ (Lenoir 2015, 175) Diese Pfade führen am Ende zu einer ganz besonderen Lichtung – einer Lichtung, die als unser tiefster Wesensgrund verstanden wird. Glücklich sein heißt – nach Frédéric Lenoir – „mit unserem tiefsten Wesensgrund mitschwingen.“ (Lenoir 2015, 199). 

Fazit – „Weil jeder seine Welt im Herzen trägt“ (Lenoir 2015, 192)

Geht man nach dem Philosophen Ludwig Wittgenstein, der von vielen Interpreten immer wieder als Gewährsmann für die Vorstellung vom Leben als Lebensform bemüht wird, die ihre Form vor allem durch die Konstruktion von Sinn gewinnt, dann wäre die Sache mit dem Glück eine ziemlich einfache: „Die Lösung des Problems des Lebens merkt man am Verschwinden dieses Problems.“ (zitiert nach Watzlawick et al. 1994, 77) Offenbar kommt der Bedeutung – vor allem den Wortbedeutungen – eine große Rolle zu, wenn es um das nähere Verständnis dieser scheinbaren Tautologie geht. In der aktuellen Psychologie begegnet man einem vielversprechenden Ansatz zur Klärung von Bedeutungen. So schreibt etwa der deutsche Psychologe Peter Michael Bak: „Bedeutung ist demnach der Erkenntnisschlüssel zu uns und zu anderen. Daraus lässt sich auch eine ethische Komponente von Bedeutung ableiten. Wenn wir unsere Bedeutungen kennen, kennen wir uns. Und es zeigt uns die Möglichkeiten auf, unser Leben so oder anders zu gestalten. Gleichzeitig sind wir bei der Beurteilung und Bewertung der uns umgebenden Menschen und Situationen zur Vorsicht gemahnt. Deren Erleben und Verhalten lässt sich nur aus deren Bedeutungssystem ableiten, was zu kennen uns verwehrt bleiben wird. Dies im eigenen Erleben und Verhalten zu berücksichtigen mag tatsächlich eine der besten Möglichkeiten darstellen, die Menge ähnlicher Welt-Bedeutungen zu erweitern und dadurch die Chance auf gegenseitiges Verständnis und eine friedvolle Koexistenz der Bedeutungsgeber zu erhöhen.“ (Bak 2012, 9) Wenn Bedeutung ein wichtiger Erkenntnisschlüssel zum Verständnis des Lebens ist, dann ist er es auch ein wichtiger Erkenntnisschlüssel zum Verständnis des Glücks. Frédéric Lenoir beschreibt das Glück als die Fähigkeit das Leben zu lieben: „Glücklich sein heißt, das Leben zu lieben, das ganze Leben: mit all seinen Höhen und Tiefen, seinen lichten und dunklen Zeiten, seinen Freuden und seinen Schmerzen.“ (Lenoir 2015, 193)

Dieser Sentenz nähert er sich durch die Verknüpfung vieler unterschiedlicher Aspekte, die er aus den Schriften von Philosophen und anderer Schriftsteller extrahiert. Heraus kommt ein Destillat, das gleichwohl vielfarbig schillert, das aber analytisch – wenn man sich dem Phänomen des Glücks kritisch nähern möchte – wenig mehr hergibt, als die Aufzählung mehr oder minder bekannter Zitate bekannter Philosophen.
Leider bleibt damit nicht mehr als ein leicht lesbares Kompendium altbekannter Weisheiten, gespickt mit persönlichen Bemerkungen.

Der ausformulierten Essenz des Buches – Glück stelle sich ein, wenn wir die Arbeit an unserem Innenleben vorantrieben und dabei drei wesentliche Aufgaben bewältigen könnten, nämlich Selbsterkenntnis, die Beherrschung unserer Wünsche und die Befriedung unserer störenden Emotionen oder irreführenden Gedanken (vgl. Lenoir 2015, 198) – lässt sich am Ende wenig entgegenstellen – aber auch wenig entnehmen. Über das Glück haben französische Autoren schon Brauchbareres zu erzählen verstanden – ich denke da an das wunderbare Buch von Hectors Reise (Lelord 2015). Dennoch – was über das Reisen gesagt wurde: „Reisen heißt leben. Jedenfalls doppelt, dreifach, mehrfach leben“ (Stasiuk 2008, 39), lässt sich auch auf das Lesen anwenden – Lesen heißt Leben. Das Buch von Frédéric Lenoir bietet – trotz aller Schwächen – eine gute Reflexionsmöglichkeit der eigenen Glücksvorstellungen. Vielleicht sollte man dabei auch überlegen, ob Glück überhaupt eine persönliche Zielvorstellung sein kann – ganz im Sinne von: „Ich habe niemals eine Zielvorstellung gehabt. Ich bin ein Weg und kein Ziel.“ (Daniel Libeskind, verantwortlich für den Wiederaufbau von „Ground Zero“ zitiert nach Virilio 2010, 22)

Aber am Ende wird es wohl auf so etwas wie die Bemerkung des amerikanischen Psychoanalytikers Stephen Grosz hinauslaufen: „I believe that all of us try to make sense of our lives by telling our stories …” (Grosz 2014, 9) Lebenskompetenz, so wie ich sie verstehe, ist die Fähigkeit mit dem Leben und dem, was das Leben uns zu bieten hat, eigenständig umgehen zu können. Es ist einer geschickten Autorenschaft gleich, mit der wir unserem Leben Sinn geben, indem wir es als unsere persönliche Geschichte verstehen.

Harald G. Kratochvila, Wien

Verwendete Literatur:

Bak, P. M. (2012). "Über das Wesen von Bedeutung." Philosophie der Psychologie.

Bennent-Vahle, H. (2011). Glück kommt von Denken - Die Kunst, das eigene Leben in die Hand zu nehmen. Freiburg/Breisgau (GER), Verlag Herder

de Shazer, S. und Y. Dolan (2011 [2007]). Mehr als ein Wunder. Lösungsfokussierte Kurztherapie heute. Heidelberg (GER), Carl-Auer-Systeme Verlag

Grosz, S. (2014 [2013]). The Examinded Life - How We Lose and Find Ourselves. London (UK), Vintage Books

Handke, P. (2015). Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße - Ein Schauspiel in vier Jahreszeiten. Berlin (GER), Suhrkamp Verlag

Hawking, S. W. (2013). My Brief History. New York, NY (USA), Bantam Books

Lelord, F. (2015 [2002]). Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück. München (GER) & Zürich (SUI), Piper Verlag

Stasiuk, A. (2008 [2006]). Fado - Reiseskizzen. Frankfurt/Main (GER), Suhrkamp Verlag

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