Sonntag, 31. Mai 2015

Wissen und Schmerz - Briefe aus dem Ghetto



Freudmann, G. (Hrsg) (2015). Wilhelm und Johanna Schischa - Was mit uns sein wird, wissen wir nicht - Briefe aus dem Ghetto. Wien (AUT), Styria premium

Das Buch wurde freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt: http://styriapremium.styriabooks.at

Rezensent: Mag. Harald G. Kratochvila (Wien)

Stichworte: Holocaust, Ghetto, 2. Weltkrieg, Nationalsozialismus, Österreich, Polen, Briefwechsel, Lebenskompetenz 

Wissen und Schmerz – das beständige Arbeiten mit der Erinnerung 

„Wer sein Wissen vermehrt, vermehrt seinen Schmerz.“ (Prediger Salomo)

Die Soziologie beschäftigt sich seit längerem mit der Frage nach dem Bedingungen und Voraussetzungen kollektiven Gedächtnisses – ein wichtiger Protagonist in der Darstellung des kollektiven Gedächtnisses ist Maurice Halbwachs. Er formulierte in einem Satz, was es braucht, um bestimmte Gedächtnisinhalte aus dem Kollektiv zu löschen: „Als man die Herren und Nonnen von Port Royal zerstreute, war damit nichts getan, solange man nicht die Gebäude der Abtei dem Erdboden gleichgemacht hatte und nicht diejenigen dahingeschieden waren, die sie in Erinnerung behielten.“ (zitiert nach Steets 2015, 26) – jemanden aus dem kollektiven Gedächtnis auszulöschen braucht demnach die Zerstörung materieller Objekte und das Vergehen menschlicher Gedächtnisträger.

Sprache ist ein möglicher Gedächtnisspeicher, der erinnerungswürdige Inhalte konserviert – über die Zeit und die Generationen hinweg. So haben es auch die beiden Soziologen Peter L. Berger und Thomas Luckmann in ihrem Buch zur gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit bemerkt: „Sprache ist der Speicher angehäufter Erfahrungen und Bedeutungen, die sie zur rechten Zeit aufbewahrt, um sie kommenden Generationen zu übermitteln.“ (zitiert nach Steets 2015, 175)

Sprache materialisiert sich beispielsweise in Briefen – Beispielen aus dem Alltag, wie grausam er sich auch darstellen mag. Dabei ist es nicht nur eine Form des zwischenmenschlichen Austauschs, sondern auch eine Form der individuellen Sinngebung: „I believe all of us try to make sense of our lives by telling our stories.“ (Grosz 2014, 9)
Diese Sinngebung braucht es wohl, um Resilienz zu zeigen und damit auch trotzdem Ja zum Leben sagen zu können (vgl. Frankl 1997).

Es stellt sich auch die Frage, aus welchem Blickwinkel heraus, sich die Beschäftigung mit Briefen aus einem jüdischen Ghetto lohnt: „Was mir überhaupt in den Blick gerät und mich irritiert, also thematisch relevant für mich wird, hängt mit meinem biographisch bedingten Wissensvorrat ebenso zusammen wie mit den mir zur Verfügung stehenden subjektiven und objektiven Deutungsschemata. Dieses Zusammenspiel ist nicht nur Voraussetzung für mein Handeln in der Wirklichkeit der Alltagswelt, sondern auch für mein Lernen, also für die Art und Weise, wie ich meinen subjektiven Vorrat an Wissen durch Erfahrungen mit der Welt erweitere und modifiziere.“ (Steets 2015, 95) – Für den Herausgeber Gustav Freudmann ist ein wichtiger Aspekt die Arbeit an unserer eigenen Vorstellung über Schrecken und Schmerz dieser Zeit.: „Unser Wissen über den Holocaust ist inzwischen ja – möglicherweise – groß, unsere Vorstellung davon jedoch – höchstwahrscheinlich – gering.“ (Freudmann 2015, 9) – Wohin es führen kann, wenn viele Menschen sich hinter Nicht-Wissen, oder Nicht-Wissen-Wollen verbergen, ist historisch ja belegt … zum Teil auch durch Dokumente wie Briefe …
“Sie wissen nichts, also lassen sie sich führen. Sie sind herrlich führbar.“ (Kundera 2015, 128)

Zum Autor

Gustav Freudmann ist neben seiner Tätigkeit als IT-Professional auch als Publizist und Übersetzer tätig. Als Neffe von Wilhelm und Johanna Schischa hat er nun Briefe vorgelegt, die die diese aus der polnischen Stadt Opole Lubelskie zwischen 1941 und 1942, dem Jahr ihrer Ermordung, an Verwandte gesendet hatten. 

Aufbau des Buches

Das Buch gliedert sich grob in sieben Teile. Im Vorwort ermöglicht Gustav Freudmann dem Leser einen kurzen Einblick in den Familienstammbaum der Familie Schischa und den Entstehungszusammenhang der Briefe und den Beschränkungen, des in diesen Briefen geschilderten Lebens im jüdischen Ghetto – „“Wer von diesen Texten eine detaillierte Beschreibung der Zustände im Ghetto von Opole Lubelskie erhofft, wird möglicherweise enttäuscht sein. Eine solche hätte ja die deutsche Zensur gar nicht zugelassen. Hinzu kommt, dass die Schischas ganz offensichtlich selbst darum bemüht waren, ihren Angehörigen die ganze Wahrheit über das Leben im deutsch besetzten Polen zu ersparen.“ (Freudmann 2015, 8) Danach folgen die erhaltenen Briefe und Karten, die zwischen dem 23.02.1941 und dem 29.01.1942 aus dem Ghetto heraus versendet wurden. Es folgt eine Auflistung der rund 60 in den Briefen erwähnten Personen – Name, Geburtsdatum, Sterbedatum. Gustav Freudmann hat dem Buch auch eine Namensliste beigefügt, auf der die 2003 Personen aufgeführt werden, die sich auf den beiden Transportlisten für die Deportationszüge von Wien nach Opole Lubelskie befunden haben. Diese Deportationen fanden am 15. und 26. Februar 1941 statt – 28 Überlebende konnten ermittelt werden. Der Großteil der Deportierten war zu diesem Zeitpunkt über 40 Jahre alt. In den Nachbemerkungen werden kursorisch Hintergründe zu den Deportationen und zum Leben im jüdischen Ghetto erläutert. Gustav Freudmann hat auch einen Bildteil in das Buch integriert, das zum Teil auch Fotos des Ehepaares Schischa zeigt. Eine Literatur- und Linkliste beschließt das Buch.

Die vorliegenden Briefe dokumentieren eindrucksvoll, mit welchen Schwierigkeiten und Herausforderungen das Ehepaar Schischa zu kämpfen hatte – stellenweise wird auch klar, welche Bedeutung es hat, sich und seinem Leben eine Perspektive zu geben - „Ohne Perspektive: der Tod. Die Auslöschung. Das Raum-Aus. Das Weiße ohne ein Restrauschen.“ (Handke 2015, 44) Für das Ehepaar Schischa war der familiäre Kontakt ein ganz wichtiger Aspekt im Alltagsleben – immer wieder die Nachfrage nach dem Wohlbefinden anderer und das gegenseitige Versichern, dass man aneinander denkt.

Das Leben im Ghetto fördert aber auch Neid und Missgunst: „Anbei lege ich euch wieder in Bild … von unseren sauberen Glaubensgenossen bei – das alles sind Momentaufnahmen, von den Nichtstuern, die den ganzen lieben Tag dem Herrgott die Zeit abstehlen – und nicht einmal einen Nagel in ihre verfaulten zerbrochenen Hütten hineinschlagen- Diesen Menschen, oder besser gesagt diesen Unmenschen, die auch Wiener nicht mögen, obwohl sie alle von uns leben, verdanken wir unser Elend.“ (Freudmann 2015, 97-98) – „Wenn es ums nackte Überleben geht, ist der Reflex der Reflexion überlegen.“ (Janker 2001, 11)

Immer wieder zeigt sich in den Briefen, wie ambivalent das Leben für das Ehepaar gewesen sin muss. Immer wieder kommen Zweifel und Schwächephasen auf - „Das Leben ist dieses Leben wirklich nicht wert.“ (Freudmann 2015, 92), die sich dann aber auch wieder mit Phasen der Zuversicht und der Bestärkung abwechseln: „Es ist leider unser Schicksal und wir müssen es mit Geduld hinnehmen.“ (Freudmann 2015, 111) Vielleicht muss man tatsächlich die Facettenhaftigkeit des Lebens akzeptieren, um zur inneren Ruhe finden zu können: „Wir leben nicht in einer Welt, die so beschaffen ist, dass es möglich wäre, in ihr nur den Schatten zu bewundern oder nur das Feuer.“ (Jaccottet 2015, 55) – ein weiterer Hinweis auf die Kraft, die in der Verbindung von Wissen und Schmerz zu finden ist.

Fazit

„Denn wenn wir am Tod anderer Menschen, am Tod Angehöriger teilnehmen, sterben wir selbst ein bisschen, werden selbst ein bisschen sterblicher.“ (Stasiuk 2013, 42) Die vorliegenden Briefe sind ein besonderer Anlass, sich mit der eigenen Endlichkeit zu befassen, sie sind aber auch ein historischer Anlass, sich über die aktuellen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen klar zu werden. Gesellschaftliche Ausgrenzung, Herabsetzung, Diffamierung zielen darauf ab, Gruppen von Menschen zum Schweigen zu bringen – oder wie ich es für unsere Mediengesellschaft formulieren möchte – sie ins mediale Abseits zu stellen.
Gustav Freudmann holt mit den Briefen des Ehepaars Schischa historische Gesprächspartner in die Gegenwart zurück  - Gesprächspartner, die ihren Teil bereits gesagt und formuliert haben, die uns selbst nur indirekt fragen oder herausfordern können. Lässt man sich aber auf sie als Gesprächspartner ein, helfen sie uns durch ihre Sätze und Gedanken, für uns Klärung und Antwortmöglichkeiten zu finden. „Erinnerung verbindet uns, Erinnerung trennt uns.“ (Klüger 2009, 220)

Dafür reicht es aber nicht aus, bloß betroffen zu sein, wie es die knappen Kommentare in einem Kurier-Blog (einem österreichischen Tagesmedium) nahelegen: http://kurier.at/meinung/blogs/lebensnah/gustav-freudmann-briefe-aus-dem-ghetto-1/127.661.169 und http://kurier.at/meinung/blogs/lebensnah/gustav-freudmann-briefe-aus-dem-ghetto-2/127.663.343

„Die meisten Leute ahnen nicht, wie viel besser es ihnen gehen würde, wenn sie hin und wieder einmal sehr gründlich nachdenken würden.“ (Bennent-Vahle 2011, 13)

Harald G. Kratochvila, Wien


Verwendete Literatur:

Bennent-Vahle, H. (2011). Glück kommt von Denken - Die Kunst, das eigene Leben in die Hand zu nehmen. Freiburg/Breisgau (GER), Verlag Herder

Frankl, V. E. (1997 [1977]). ... trotzdem Ja zum Leben sagen - Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager. München (GER), Deutscher Taschenbuch Verlag

Grosz, S. (2014 [2013]). The Examinded Life - How We Lose and Find Ourselves. London (UK), Vintage Books

Handke, P. (2015). Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße - Ein Schauspiel in vier Jahreszeiten. Berlin (GER), Suhrkamp Verlag

Jaccottet, P. (2015 [2013]). Sonnenflecken, Schattenflecken. München (GER), Carl Hanser Verlag

Janker, J. W. (2001 [1971]). Der Umschuler. Frankfurt/Main (GER), Suhrkamp Taschenbuch Verlag

Klüger, R. (2009 [1992]). weiter leben - Eine Jugend. München (GER), Deutscher Taschenbuch Verlag

Kottler, J. (2015). Stories, We've Heard, Stories, We've Told - Life Changing Narratives in Therapy and Everyday Life. New York, NY (USA), Oxford University Press

Kundera, M. (2015 [2013]). Das Fest der Bedeutungslosigkeit. München (GER), Carl Hanser Verlag

Stasiuk, A. (2013 [1998]). Wie ich Schriftsteller wurde - Versuch einer intellektuellen Autobiographie. Frankfurt/Main (GER), Suhrkamp Verlag

Steets, S. (2015). Der sinnhafte Aufbau der gebauten Welt  - Eine Architektursoziologie. Berlin (GER), Suhrkamp Verlag

Donnerstag, 28. Mai 2015

Psychotherapie auf der Spur - Falldokumentationen



Hergenröther, D. (2015). Fallberichte aus der Psychotherapie - 47 Beispiele für eine erfolgreiche Falldokumentation im Antragsverfahren. Stuttgart (GER), Georg Thieme Verlag
 
Das Buch wurde freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt – www.thieme.de
Rezensent: Mag. Harald G. Kratochvila (Wien)

Stichworte: Psychotherapie, Leid, Lebensform, Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, Fallgeschichten, Lebenskompetenz, Rezension

Psychotherapeutische Erfolgsgeschichten

„I believe all of us try to make sense of our lives by telling our stories.“ (Grosz 2014, 9)
Psychotherapie stellt für immer mehr Menschen einen gangbaren Weg zu einem integren Leben, zu einem bewusst gestalteten Leben dar. Psychotherapie als ganz besondere Wachstumsmöglichkeit – als ein Raum, in dem es möglich wird, unter Anleitung neue Perspektiven zu erarbeiten und mit Fehlurteilen und Fehlverhalten besser umgehen zu lernen. Egon Fabian führt konsequenterweise auch diese beiden Aspekte in seiner Definition der Ziele von Psychotherapie an: Leidensminderung und persönliches Wachstum - “Wenn das Ziel einer erfolgreichen Psychotherapie nicht nur in der Linderung von Leid und Konflikten besteht, sondern auch das innere Wachstum des Patienten fördern soll, dann muss der Patient allmählich lernen, sich über seine eigenen Probleme zu erheben bzw. diese aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.“ (Fabian 2015, 118)

Der Mensch lernt aber nicht nur aus direkter, unmittelbarer Anschauung – auch das Lesen darüber, wie es anderen Menschen gelingt, ihre Probleme zu bewältigen, beziehungsweise, wie es Menschen gelingt, andere dabei anzuleiten, Leidensminderung und persönliches Wachstum zu erreichen, ist von Vorteil. Psychotherapeutische Erfolgsgeschichten – Fallbesprechungen, systematisch aufgearbeitet – bieten eine wertvolle Quelle an den Veränderungsprozessen anderer Menschen teilzuhaben. Dabei gilt aber: „Heute ist weniger interessant, was ein Patient in einem Vorher-Nachher-Vergleich an Veränderungen zu erkennen gibt als vielmehr der Prozess der psychotherapeutischen Veränderung selbst. Wie viel trägt die gewählte psychotherapeutische Methode zur Veränderung bei, inwieweit ist diese der Persönlichkeit des Psychotherapeuten zuzuschreiben.“ (Körner 2015, 14)

Diesen Prozess sichtbar zu machen ist eine Kunst für sich – je nach intellektueller Ausrichtung lässt sich das über den Weg der Psychotherapieforschung, der psychotherapeutischen Fallsammlung, oder der literarischen Verfremdung individueller Fälle erreichen. Allen diesen Versuchen gemeinsam ist das – nicht immer ausdrücklich formulierte – Bemühen, der Wirkungsweise von Psychotherapie auf die Spur zu kommen – in der Fachliteratur finden sich dementsprechend Auflistungen möglicher Faktoren: „In der Prozess- und Outcomeforschungwerden vier bedeutsame Wirkfaktoren unterschieden, die den Therapieerfolg erklären: a) extratherapeutische Faktoren, wie die soziale Unterstützung durch das Umfeld … b) allgemeine Wirkfaktoren, beispielsweise die therapeutische Beziehung und die Empathie des Therapeuten … c) Erwartungen an den Therapeuten bzw. die Persönlichkeit des Therapeuten … und d) methodenspezifische Techniken bzw. Wirkfaktoren.“ (Hau et al. im Erscheinen) 

Es gibt aber auch das Interesse, Psychotherapie als Kulturtechnik selbst, in den Blick zu bekommen – die Soziologin Eva Illouz hat sich der Psychotherapie sehr kritisch genähert und dabei zahlreiche empirischer Befunde durch eine kritisch-soziologische Perspektive analysiert. Auch wenn sie mit einem skeptischen Befund ihre Untersuchung beschlossen hat – die Auseinandersetzung lohnt sich, um das Profil der Psychotherapie schärfen zu können. 


Zur Autorin

Diplom Psychologin Dunja Hergenröther (Jg. 1971) (sie ist dazu staatlich geprüfte Betriebswirtin) hat sich in den letzten Jahren inhaltlich vor allem als Fallsupervisorin etabliert, die sich schwerpunktmäßig mit dem Erstellen von Berichtsvorschlägen (VT, TP, AP) für das Antragsverfahren beschäftigt hat. Ein weiter Arbeitsschwerpunkt liegt in der Diagnostik und Therapieplanung. Daneben ist sie als freie Heilpraktikerin für Psychotherapie tätig. Details finden sich hier: www.psychdienst.de
Sie publizierte 2011 erstmals das Buch „Praxisbuch VT-Bericht“ im Deutschen Psychologen Verlag - www.psychologenverlag.de
Zuletzt hat sie eine Broschüre veröffentlicht, die man über ihre homepage bestellen kann: „Fallstricke im Gutachterverfahren der psychotherapeutischen Praxis“

Aufbau des Buches

Insgesamt werden vier Gruppen von Falldarstellungen präsentiert. Die beiden Patientengruppen – Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche – werden jeweils im Bezugsrahmen der verhaltenstherapeutischen Intervention sowie der psychodynamischen Therapie dargestellt. Das Buch ist klar strukturiert und bereits das Inhaltsverzeichnis bildet diese Klarheit ab.
14 Falldarstellungen aus der Verhaltenstherapie Erwachsener eröffnen inhaltlich das Buch. Danach folgen 9 Falldarstellungen aus der Verhaltenstherapie mit Kindern und Jugendlichen. Der zweite Teil wird eröffnet 14 Falldarstellungen von Kindern aus psychodynamischer Sicht, gefolgt von 10 Falldarstellungen aus der psychodynamischen Therapie mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das sechste Kapitel liefert eine Übersicht der Fallbeispiele und das 7 Kapitel bringt eine konzise Zusammenfassung zur Konfliktpathologie (Neurosenstruktur und Konfliktaspekte).

Das vorliegende Buch wird von der Autorin als Ergänzung zu dem 2011 erschienenen „Praxisbuch VT-Bericht“ gesehen. 

Die einzelnen Fallberichte folgen einem einheitlichen Aufbau und sind jeweils mit einem markanten Titel versehen („Ich will tot sein“, Zum Haare raufen“, „Die Chaotin“). Für die verhaltenstherapeutischen Falldarstellungen kommt folgendes Schema zum Einsatz:
1. Vorstellungsgrund und Problematik
2. Psychopathologischer Untersuchungsbefund
3. Anamnese und Biografie
4. Problem- und Verhaltensanalyse
5. Konkrete Problemdarstellung
6. Diagnostische und differentzialdiagnostische Überlegungen
7. Zielanalyse
8. Therapeutische Überlegungen
9. Therapieplanung und Verlauf

In der konkreten Problemdarstellung (Punkt 5) greift die Autorin auf das S-O-R-(K-)C-Schema nach Kanfer und Saslow zurück: S – Stimulus (die vorliegende Reizsituation innerer und äußerer Reize), O – Organismus (die individuellen Ausgangsbedingungen und Persönlichkeitsdispositionen), R – Reaktion (das beobachtbare Verhalten wird auf vier Ebenen beschrieben: Rbehavioral, Remotional, Rkognitiv, Rphysiologisch), K – Kontingenz (hier werden die zeitlichen Verhaltensausprägungen beschrieben), C – Konsequenz (kurzfristige und langfristige Konsequenzen im Sinne einer Verstärkung oder Bestrafung werden hier dargestellt).
Für die psychodynamischen Fallbesprechungen bedient sich Dunja Hergenröther folgendem Schema:
1. Vorstellungsgrund und Problematik
2. Psychopathologischer Untersuchungsbefund
3. Anamnese und Biografie
4. Psychodynamische Hintergründe
5. Diagnostische und differenzialdiagnostische Überlegungen
6. Zielanalyse und Therapieplanung.
Das Buch soll Orientierung und Hilfestellung anbieten für Therapeuten und angehende Therapeuten, „die in ihrem therapeutischen Alltag Hilfestellung beim Verfassen der Berichte an den Gutachter benötigen, ebenso wie an Ausbildungskandidaten der entsprechenden Therapierichtungen, die Unterstützung bei der Dokumentation ihrer eigenen Fälle benötigen.“ (Hergenröther 2015, 10)

Fazit

Was zu kurz gekommen ist lässt sich anhand dreier Beispiele festmachen:

a) Die Bedeutung der Psychotherapieforschung
Dokumentation und transparente Nachvollziehbarkeit der Diagnose und der Therapieplanung, sowie des Therapiefortschritts sind integrale Bestandteile einer transparenten Psychotherapieforschung. Der Schwerpunkt der Autorin liegt im Folgeleisten der Erfordernisse der Krankenkassen, weniger in der wissenschaftlichen Aufarbeitung psychotherapeutischen Wirkens. Das strukturierte Vorgehen ist aber sehr wohl dazu geeignet, auch dem wissenschaftlichen Interesse zu dienen – schade, dass dieser Aspekt zu kurz gekommen ist.

b) Erfolgsgeschichten als Referenz
In dem vorliegenden Buch wird ausschließlich von Erfolgsgeschichten erzählt, dabei sind es nachgewiesenermaßen die fehlerbehafteten Bemühungen, aus denen der größte Lernerfolg gezogen werden kann. Fallbesprechungen, die nur erfolgreich absolvierte Interventionen nachzeichnen, erlauben kein Lernen aus Fehlern oder aus der fehlenden Passung zwischen Therapeuten/Therapierichtung und Patient/Problemstellung. 

c) Verweis auf anderer Darstellungsverläufe von Psychotherapie
Das Buch verfolgt ein klares Ziel – dem Leser eine strukturierte Orientierungshilfe für die Falldokumentation an die Hand zu geben. Dieses Ziel erreicht die Autorin vollends. Was dabei aber etwas zu kurz kommt ist, welche anderen Möglichkeiten es gibt, psychotherapeutisches Wissen zu vermitteln, oder noch spitzer formuliert: Was fehlt ist die Begründung dafür, weshalb psychotherapeutische Fallgeschichten Möglichkeiten des Wissenserwerbs darstellen und wie sich diese Form zu anderen Formen der Darstellung psychotherapeutischer Interventionen verhält. (vgl. Grosz 2014, Jupiter 2012, Rolón 2014)

d) Zur Schwierigkeit der Formulierung des Therapieziels
In den Fallbesprechungen der verhaltenstherapeutischen Interventionen finden sich in den jeweiligen Abschnitten zur „Zielanalyse“ bei Kindern und Jugendlichen Feststellungen wie zum Beispiel „Mithilfe der Therapie möchte Herr N. selbstbewusster werden“, „Julia wünscht sich mehr Selbstwertgefühl“ oder „Mithilfe der Psychotherapie möchte Carola vor allem ihre Konzentrationsprobleme in den Griff bekommen“. (Hergenröther 2015, 63, 70, 90) – die Therapieziele werden ausschließlich aus Patientensicht formuliert, auch im Falle von Kindern. In den psychodynamischen Fallbesprechungen finden sich überwiegend Formulierungen, die fremdbestimmt klingen: „Das primäre Ziel ist, die Beschulung von Daniel wieder zu gewährleisten“, „Bei Laura wird die Autonomieentwicklung im Vordergrund stehen“ oder „Pia soll den psychodynamischen Hintergrund ihrer Unterwerfung erkennen“. (Hegenröther 2015, 121, 124, 159) Hinzu kommt, dass in den psychodynamischen Zielformulierungen sehr stark auf Modalverben zurückgegriffen wird (können, sollen, wollen, müssen, dürfen) anstelle auf konkrete, faktische Beschreibungen. Die Autorin hat diese augenfälligen Differenzen in keinem erläuternden Kommentar besprochen – gerade die Selbstbestimmtheit in der Zielformulierung würde Anlass bieten, sich über die jeweilige Ausrichtung der jeweiligen Psychotherapie klarer zu werden.

Dennoch: Alles in allem hat Dunja Hergenröther ein sehr brauchbares Buch vorgelegt, das sich durch seine Struktur und seinen Aufbau als sehr anschauliches Dokumentationsbeispiel für psychotherapeutische Fallbeschreibungen eignet.


Harald G. Kratochvila, Wien


Verwendete Literatur:

Fabian, E. (2015). Humor und seine Bedeutung für die Psychotherapie. Gießen (GER), Psychosozial Verlag

Grosz, S. (2014 [2013]). The Examinded Life - How We Lose and Find Ourselves. London (UK), Vintage Books

Hau, C. et al. (im Erscheinen). Vergleich therapeutenspezifischer Wirkfaktoren im psychoanalytischen, psychoanalytisch orientierten und kognitiv-verhaltenstherapeutischen Therapieprozess der Depression. Psychotherapie Forum (DOI 10.1007/s00729-015-0030-y)

Illouz, E. (2011 [2008]). Die Errettung der modernen Seele - Therapien, Gefühle und die Kultur der Selbsthilfe. Frankfurt/Main (GER), Suhrkamp Verlag

Jupiter, E. (2012). Die Angst vor Jakob - Psychotherapeutische Geschichten. Wien (AUT), Picus Verlag

Kottler, J. (2015). Stories, We've Heard, Stories, We've Told - Life Changing Narratives in Therapy and Everyday Life. New York, NY (USA), Oxford University Press

Körner, J. (2015) Psychotherapeutische Kompetenzen. Ein Praxismodell zu Kompetenzprofilen in der Aus- und Weiterbildung. Wiesbaden (GER), Springer Fachmedien Wiesbaden

Rolón, G. (2014 [2007]). Auf der Couch - Wahre Geschichten aus der Psychotherapie. München (GER), Btb Verlag

Freitag, 22. Mai 2015

Über den Humor zum Unbewussten – Aspekte zur Bedeutung des Humors für die Psychotherapie

Fabian, E. (2015). Humor und seine Bedeutung für die Psychotherapie. Gießen (GER), Psychosozial Verlag

Das Buch wurde freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt: www.psychosozial-verlag.de

Rezensent: Mag. Harald G. Kratochvila (Wien)

Stichworte: Psychotherapie, Humor, Unbewusstes, Psychoanalyse, Angst, Rezension


Orientierungspunkte

“Thinking is important to all of us in our daily lives. The way we think affects the way we plan our lives, the personal goals we choose, and the decisions we make. Good thinking is therefore not something that is forced upon us in school: It is something that we all want to do, and want others to do, to achieve our goals and theirs.” (Baron 2008, 5).

Der französische Literat Gustave Flaubert hat in einem Brief an seine Geliebte Louise Colet den Gedanken formuliert: „Das Üble am Schmerz ist, dass er allzu deutlich das Leben spüren lässt. Er liefert uns selbst so etwas wie den Beweis, dass ein Fluch auf uns lastet: Er demütigt … Sollten Leiden und Denken dasselbe sein?“ (Flaubert 2005, 292) Man muss dieser trüben Stimmung nicht selbst nachgeben, kann sie aber zum Anlass nehmen um darüber nachzudenken, woran Menschen leiden. Einer ersten plausiblen Antwort zufolge, liegt ein Zusammenhang zu den menschlichen Gefühlen und Emotionen nahe. Gefühle und Emotionen sind grundlegende Bausteine menschlichen Verhaltens – und viele Psychotherapien werden begonnen, weil die Menschen mit ihren Gefühlen und Emotionen nicht besonders gut klarkommen, oder weil ihr Verhalten, das aus ihnen entsteht, Probleme verursacht. Der Weg zur Klarheit führt nicht immer über das bewusste Nachdenken, dennoch kann gerade der philosophisch-analytische Zugang zur menschlichen Gefühlswelt Aufklärung bringen. „Die philosophische Analyse des Gefühls führt zu einer tragischen Sicht des Lebens. Tragödie ist nicht eigenbrötlerischer Trübsinn, sondern das Umfassen von Vielfalt. … Das Ideal emotionaler Rationalität ist die angemessene Gefühlsreaktion. In jener utopischen conditio würden wir, per impossibile, die reiche Bedeutung nicht nur unseres je individuellen Lebens erfahren, sondern auch die reiche Bedeutung der tragischen Dimensionen, die für die condition humana wesentlich sind. Dazu gehören die Grenzen völliger Empathie, aus denen die Liebe ihre Kraft gewinnt; die Notwendigkeit gesellschaftlicher Bande für die Freiheit des einzelnen; die subjektive Bindung an objektive Werte; die Bedeutung des Todes für sinnträchtige Erfahrung. Die menschliche Welt zu fühlen, wie sie ist, das emotionale Äquivalent der Wahrheit zu erfahren hieße, all dies zu fühlen, mit dem ganzen Wesen, alles zugleich.“ (de Sousa 2009, 526)

Die Tragik des Denkens und Fühlens wird vor allem durch Erzählungen plastisch gemacht. Jean Anouille führt uns mit zwei Gedanken auf die Fährte des Humors: „Die Geschichte ist eine natürliche Grundform der Kommunikation“ und „Fiktion gibt dem Leben seine Form.“(zitiert in Gutjahr 2013, 151) Humor kann eine wundervolle Verpackung dafür sein, wie wir die Welt erleben und sich ihr annähern – und wirft man einen Blick darauf, wie Humor dafür eingesetzt wird, Sichtweisen zu verändern und neue  Perspektiven zu erlangen, ist der Weg zum Einsatz von Humor in der Psychotherapie nicht mehr weit. Was die amerikanische Karikaturistin Liza Donnelly in einem TED-Vortrag über die humorvollen Zugangsweisen zur eigenen Identität zeigt und erzählt, lässt sich auch für die Psychotherapie nutzbar machen (www.ted.com/talks/liza_donnelly_drawing_upon_humor_for_change?language=de#t-133349).

Zum Autor

Egon Fabian verfügt über ein breites psychotherapeutisches Wissen, das er sich in den letzten Jahren als Facharzt für Psychiatrie, Neurologie und Psychosomatische Medizin und als Psychoanalytiker und Gruppentherapeut erarbeitet hat. Er ist ärztlicher Leiter der Dynamisch-Psychiatrischen Klinik Menterschwaige in München (http://www.klinik-menterschwaige.de) und arbeitet dazu noch in einem psychoanalytischen Institut (http://www.psychoanalysebayern.de). Seine Forschungsschwerpunkte sind Angststörungen, Gruppendynamik, Identität und Humor in der Psychotherapie. Bei Waxmann Verlag erschien zuletzt ein Buch zur Psychotherapie der Angst (http://www.waxmann.com). 

Zur Bedeutung des Humors für die Psychotherapie (Aufbau des Buches)

Auch in den Medien ist das Thema bereits präsent: www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/humor-in-der-psychotherapie-so-wirken-witze-bei-depressionen-und-co-a-954213.html
 
Egon Fabian legt mit seinem Buch eine Sammlung von Aufsätzen vor, die er für dieses Buch nochmals überarbeitet hat. Zentrales Thema dieser Beiträge ist die Bedeutung von Humor für die psychotherapeutische Praxis. Die Beiträge bauen selbst nicht grundlegend aufeinander auf und lassen sich daher je nach Interesse in beliebiger Reihenfolge lesen.
Die Grundüberzeugung des Autors wird an mehreren Stellen vorgebracht – Humor in seinen verschiedenen Ausprägungen ist eine wichtige Quelle, ein wichtiger Weg zum Unbewussten und wird in diesem Zusammenhang mit dem Traum und der Metapher gesehen: „Denn der Traum, die Psychopathologie des Alltags und der Witz sind unmittelbare Ausdrucksformen des Unbewussten.“ (Fabian 2015, 7) oder „Ähnlich dem Traum und der Metapher integriert auch der Humor Bewusstes und Unbewusstes, Konkretes und Symbolisches, Freud und Leid, Individuum und Gruppe.“ (Fabian 2015, 25-26)

Damit kann auch das Ziel erreicht werden, das der Autor in der Psychotherapie sieht, nämlich zu lernen, seinen Gefühlen Ausdruck zu verschaffen. Das unausgesprochene normative Urteil dahinter lautet demnach, dass es gesund wäre, seinen Gefühlen auch Ausdruck zu verleihen. Und weiters: Jeder Mensch verfüge über Humor solange er psychisch gesund wäre.
Folgerichtig wird vom Autor die Humorlosigkeit auch als pathologischer Zustand beschrieben: „Humorlosigkeit ist immer pathologisch. Sie ist ein Symptom von Depression und gestörter Kontaktaufnahme.“ (Fabian 2015, 17)
In den verschiedenen Beiträgen von Egon Fabian kommt aber auch deutlich zur Sprache, dass Humor kein Allheilmittel darstellt und vor allem, dass Humor in der Psychotherapie bewusst als Interventionsmaßnahme eingesetzt, an bestimmte Voraussetzungen geknüpft werden sollte.

Doch der Reihe nach. Egon Fabian definiert Humor bzw. den Sinn für Humor als die Fähigkeit in komischen Situationen zu lachen, oder solche Situationen absichtlich herbeiführen zu können: „Sinn für Humor ist in meinem Verständnis die Fähigkeit auf komische Situationen mit (hörbarem oder stummem) Lachen zu reagieren – oder solche Situationen selbst herzustellen.“ (Fabian 2015, 15) Humor bedient sich dabei verschiedener Ausdrucksformen – konstruktiven Arten und destruktiv verformten Arten, zu denen der Sarkasmus, der Zynismus und die bösartige Ironie gezählt werden können. Humor kann in verbalen und non-verbalen Formen geäußert werden, wobei der Witz die am weitesten verbreitete verbale Humorform darstellt. 

Diese Unterscheidungen sind für die Darlegungen der Bedeutung des Humors für die Psychotherapie sehr wichtig, denn laut Egon Fabian „wird im Allgemeinen wenig differenziert, welche Art von Humor bei welcher Persönlichkeitsstruktur angebracht ist, und welche Grenzen dabei beachtet werden müssen.“ (Fabian 2015, 67)

Die Vorteile des Humors in der Psychotherapie beziehen sich nach Egon Fabian, der seine Überlegungen durch Verweise auf Studien stützt, nicht nur auf die Person des Patienten und die Therapeuten-Patienten-Beziehung, sondern auch auf den Therapeuten selbst. Humor ermöglicht mit seiner Bildersprache eine Distanzierung von gewohntem Denken und Fühlen und stellt eine lustvolle Ressource dar, mit sich und anderen in Kontakt zu kommen. (vgl. Fabian 2015, 7-8) Dieser Kontakt, den konstruktiver Humor schafft, wirkt therapeutisch – „Therapeutisch ist, was Kontakt schafft, relativiert und Übertragung bzw. Projektion abgrenzt.“ (Fabian 2015, 24) Die Übertragungen und Gegenübertragungen, die sich darin aufzeigen lassen, helfen nicht nur dem Patienten, sondern auch dem Therapeuten. Alles in allem wird damit „eine bessere Regulierung von Nähe und Distanz“ (Fabian 2015, 25) möglich.
Diese Vorteile des Humors etablieren sich nach Egon Fabian aber nur auf einer tragfähigen Therapeuten-Patienten-Beziehung – einer Beziehung, in der dem Therapeuten klar ist, mit wem er es zu tun hat – „Eine gute Kenntnis des Patienten und seiner Geschichte“ (Fabian 2015, 24)

Fazit

Humor stellt einen bedeutenden Zugang zum Denken und Verhalten des Menschen dar und beruht in seinem Verständnis auf einem komplexen Zusammenspiel mentaler Fähigkeiten: “Humor comprehension is a complex process that requires the detection and resolution of the incongruity, eliciting a positive feeling of mirth or reward.” (Shibataa et al. 2015, 137) Sogar dann, wenn die verbalen Fähigkeiten und das deklarative Gedächtnis schon schwer beeinträchtigt sind, wie bei Demenz-PatientenZugang zu den Menschen gefunden werden. In einer rezenten Studie wurde untersucht, inwieweit Humor in der Demenz-Pflege eingesetzt werden könne und die Ergebnisse zeigten, dass Zufriedenheit und Freude der Demenzpatienten durch einen humorvollen Umgang mit ihnen gesteigert werden konnte. (Person und Hanssen 2015)

Humor ist demnach ein integraler Bestandteil eines gelungenen Lebens und damit auch Kern einer gelungenen Psychotherapie, die darauf abzielt den Menschen mehr Möglichkeiten des Denkens, Fühlen und Handelns zu eröffnen. Egon Fabian, hat dieses Ermöglichen sehr schön formuliert und damit auch einen Hinweis darauf gegeben, worauf es in der Psychotherapie auch ankommen sollte: “Wenn das Ziel einer erfolgreichen Psychotherapie nicht nur in der Linderung von Leid und Konflikten besteht, sondern auch das innere Wachstum des Patienten fördern soll, dann muss der Patient allmählich lernen, sich über seine eigenen Probleme zu erheben bzw. diese aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. In erfolgreichen Therapien findet der Patient seinen Humor (wieder) und kann ihn zunehmend für sein Leben einsetzen.“ (Fabian 2015, 118)

Harald G. Kratochvila, Wien

Verwendete Literatur:

Baron, J. (2008 [1988]). Thinking and Deciding. New York, NY (USA), Cambridge University Press

de Sousa, R. (2009 [1987]). Die Rationalität des Gefühls. Frankfurt/Main (GER), Suhrkamp Verlag

Flaubert, G. (2005 [1830-1880]). Briefe. Zürich (SUI), Diogenes Verlag

Gutjahr, G. (2013 [2011]). Markenpsychologie. Wie Marken wirken - Was Marken stark macht. Wiesbaden (GER), Springer Gabler

Kratochvila, H. G. (2011). "Kopfarbeit - Den emotionalen Krisen auf der Spur." Socialnet – Rezensionen (http://www.socialnet.de/rezensionen/10884.php)

Levit, L. Z. (2014). "Personal uniqueness therapy: Living with an inner ideal." American Journal of Applied Psychology 3(1): 1-7

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